Bio-Siegel und ihre Standards – ein Überblick
Bio-Siegel sollen uns zeigen, dass das jeweilige Produkt aus biologischer Herstellung stammt. Doch aus der Vielzahl an Bio-Siegeln ist es schwer zu erkennen, welche Standards welchem Bio-Siegel überhaupt zugrunde liegen. Zwar sind die Richtlinien der EU immer garantiert, aber jedes Bio-Siegel hat andere, oft auch strengere Richtlinien.
Bio-Siegel
2001 eingeführt, darf das freiwillig genutzte, sechseckige deutsche Bio-Siegel nur Lebensmittel kennzeichnen, die nach EU-Rechtsvorschriften für ökologischen Landbau produziert werden und artgerechte Tierhaltung gewährleisten. Alle Zutaten müssen zu 95 Prozent aus ökologischem Landbau stammen. Bis zu 47 Zusatzstoffe dürfen enthalten sein.
EU-Bio-Siegel
Der Klassiker unter den Bio-Siegeln. Seit 1.7.2010 ist es für alle vorverpackten Bio-Produkte verpflichtend, das heißt, alle in der EU erzeugten Bio-Produkte müssen mit dem EU-Bio-Siegel versehen werden und die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung erfüllen. Neben dem Logo stehen Kontrollcode und Herkunftsort der verschiedenen Rohstoffe.
Die gesetzlich gesicherten Standards sind hoch, aber nicht so hoch wie die der meisten anderen Bio-Siegel. Für die Lebensmittelverarbeitung sind 49 Zusatzstoffe erlaubt (bei konventionell erzeugten Lebensmitteln: ca. 316).
Lebensmittel mit EU-Bio-Siegel können zusätzlich andere Bio-Siegel tragen.
Bioland
Einer der führenden ökologischen Anbauverbände in Deutschland. Seit 1971 bewirtschaften die zugehörigen Landwirte ihre Höfe nach organisch-biologischer Kreislaufwirtschaft mit Verzicht auf synthetische Pestizide und chemisch-synthetische Stickstoffdünger. Hinzu kommen eine artgerechte Tierhaltung und eine schonende Verarbeitung der Lebensmittel. Für die Verarbeitung der Lebensmittel sind 23 unbedenkliche Zusatzstoffe zugelassen. Die Richtlinien der EU-Öko-Verordnung werden meist überschritten.
Demeter
Der älteste ökologische Anbauverband arbeitet seit 1928 auf Grundlage antroposophischer und wissenschaftlicher Menschen- und Naturerkenntnis. Das Zusammenspiel von Menschen, Tieren, Pflanzen, der Erde und des Kosmos steht im Mittelpunkt. Demeter ist der einzige Verband, der die Tierhaltung vorschreibt. Und: Demeter hat die strengsten Richtlinien in Deutschland. Rund 1400 Erzeugungsbetriebe sind dem Verband derzeit angeschlossen.
Naturland
Naturland ist einer der größten ökologischen Anbauverbände, seine Richtlinien gehen weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. So müssen zum Beispiel ein gesamter Bauernhof ökologisch betrieben werden. Im Zentrum stehen neben hoher Qualität und nachhaltigem Wirtschaften soziale Kompetenz, Natur- und Umweltschutz, der Erhalt von Böden, Luft und Wasser, eine ökologische Waldnutzung und Aquakultur.
Gäa
1989 in Dresden gegründet, ist dieser Verein vorwiegend für ökologischen Anbau in Ostdeutschland tätig. Im Mittelpunkt stehen Landschaftspflege und Naturschutz: der Erhalt der Dauerfruchtbarkeit von Böden, der Erhalt von Pflanzenarten und Tierrassen. Die Richtlinien des Vereins, nach denen ca. 320 Betriebe arbeiten, zählen zu den strengsten in Deutschland.
Biopark
Biopark wurde 1991 in Mecklenburg-Vorpommern von Landwirten und Wissenschaftlern gegründet. Die Förderung der Bodenfruchtbarkeit, die Nutzung von betriebseigenem Dünger, der Verzicht auf chemisch-synthetische Betriebsstoffe und artgerechte Tierhaltung stehen im Mittelpunkt. Mehr als 700 Landwirte arbeiten derzeit nach den Biopark-Verordnungen.
Ecovin
Ecovin ist der einzige Anbauverein für ökologischen Weinbau in Deutschland und wurde 1985 gegründet. Rund 217 Mitgliedbetriebe bewirtschaften aktuell etwa 1650 Hektar Rebfläche in elf deutschen Anbaugebieten. Hauptziele: die ökologische und natürliche Erzeugung von Trauben, Traubensaft, Wein, Sekt und Weinbrand ohne den Einsatz von Insektiziden, Herbiziden und synthetischen Stickstoffdünger. Zudem bietet der Verein Schulungen zum Thema ökologischer Weinbau und Genussmenü-Abende an.
Ecoland
1997 von fünf Bauern gegründet, stehen die Bewahrung der Schöpfung, Erhaltung der ökologischen Biodiversität, eine respektvolle Begegnung der Kulturen, Widerstand gegen Gentechnik, nachhaltiges Wirtschaften und fairer Handel an oberster Stelle. Schwerpunkte sind der Anbau und die Vermarktung von ökologischen Naturgewürzen.
Biokreis
Der Verein wurde 1979 in Passau gegründet. Ziele: die Förderung der Zusammenarbeit aller Beteiligten nach ökologischen Grundsätzen und die ursprüngliche bäuerliche Landwirtschaft lebensfähig zu erhalten. Rund 1000 landwirtschaftliche Betriebe und 100 Verarbeiter deutschlandweit (vor allem in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen) arbeiten derzeit nach Biokreis-Richtlinien.